Von Rainer Widmer
Wenn im Herbst langsam die Blätter der Bäume anfangen sich zu verfärben, beginnt für uns Experten die anspruchsvolle Zeit der Schafbewertungen.
Der OSS «Ouessant-Schafe-Schweiz» Verein schickt seine Schafexperten auf die Höfe der Schafzüchter. Der Verein hat speziell ausgebildete Experten, die nur diese Schafrasse bewerten. Diese sieben Experten sind anfangs Oktober unterwegs, um alle Tiere vom Verein einzeln anzusehen.
Alle Tiere eines Züchters werden dreimal in ihrem Leben von einem Expertenteam begutachtet. Mit einem halben Jahr das erste Mal, dann mit 1 ½ und 2 ½ Jahren. Wenn das Tier alle diese Bewertungen bestanden hat, wird es definitiv ins Herdbuch aufgenommen. Diese Prozedur ist einmalig in der Schweiz und in ganz Europa. Kein anderer Verein oder anderes Land stellt solch hohe Anforderungen an seine Züchter und Tiere.
Jedes Tier wird einzeln gewogen, auf seine Widerristhöhe gemessen und sein ganzer Körperbau wird in 25 einzelnen Positionen bewertet, damit am Schluss aussagende Bewertungsnoten entstehen. Dieses Bewertungsblatt ist so aussagekräftig, dass «fast» ungesehen ein Schaf gekauft werden kann. Dieses einmalige System ermöglicht es einem Züchter, in aller Ruhe seine Zukäufe für seine weitere Zucht im Voraus auf das Bestmöglichste zu planen.
Dieses System ist für die über 90 Mitglieder des Vereins nicht nur eine gute Ausgangslage, es erfordert auch den vollen, pflichtbewussten Einsatz jedes einzelnen Züchters. Natürlich ist nicht nur der Zeitaufwand der Experten und der Züchter sehr gross, nein, das Ganze ist auch mit hohen Kosten verbunden für den Verein und für den Züchter. Dies spiegelt sich auch im Preis eines jeden Tieres, das diese Prozedur erfolgreich bestanden hat und definitiv im Herdbuch geführt wird, wider. Das Ganze wird ganz penibel im eigenen Herdbuch des Vereins von der Zuchtbuchführerin Eva Stössel aktualisiert und ist allen Mitgliedern online zugänglich.
In diesem Jahr waren die Experten zum achten Mal unterwegs. Seit der Gründung des Vereins im 2014 wird dieses System angewendet und immer weiter perfektioniert. Der Verein hat sieben ausgebildete Experten und zwei «Azubis». Es wurden auf 44 Höfen Bewertungen durchgeführt und es konnten 131 Lämmer und 216 ältere Schafe bewertet werden. Um ihre Arbeit zu erledigen wurden 13 Tage benötigt und 3832 Kilometer gefahren. An dieser Stelle möchte ich allen Experten sehr für ihren tollen Einsatz danken.
Die beiden neuen «Azubis» haben ihre Aufgabe ebenfalls sehr gut bewältigt. Ihre Prüfung zum Experten werden sie am nächsten Expertentag im Herbst 2022 absolvieren und sicher auch bestehen. Ich wünsche den beiden, Eva Stössel und Natalie Egger, jedenfalls viel Glück dabei. Zu der «Alten Garde» gehören seit Jahren Marlyse Knecht, Sabine Loesgen, Ruth Knuchel, Maggie Burke, Eugen Deplazes, Georg Mathis und Rainer Widmer.
Jedem Mitglied in diesem Verein möchte ich meinen Dank aussprechen, denn jeder einzelne Züchter macht es möglich, dass dieser Verein zu einem der angesehensten und perfektioniertesten Vereinen gehört.