Farbe / Genetik
Die Genetik der Farben der Ouessantschafe ist eine Wissenschaft für sich. Die wichtigsten Grundsätze – Ausnahmen bestätigen die Regel – haben wir unten zusammengestellt. Weiterführende Literatur zur Farbvererbung bei Ouessantschafen: Color Genetics of Ouessantsheep
Genort | Bezeichnung | Allel | Phänotyp | Ursprung |
A | agouti | Awt | weiss | ca. 1880, ev. Heideschafe |
Ag | schimmel | NL: Romanov&Finnschafe | ||
B | Braun-Locus | B | schwarz | |
b | braun | 1970, Gruppe Nord | ||
D | dilute | D | vollständige Farbbildung | |
d | verdünnt/aufgehellt | <1800 | ||
Eine Farbe ist dominant zu allen Farben unterhalb und rezessiv zu allen darüber.
Schwarz
Die häufigste und ursprüngliche Farbe der Ouessantschafe ist schwarz. Die ältesten Aufzeichnungen zu diesem Farbschlag stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Schwarz ist dominant zu braun und rezessiv zu weiss und schimmel. Als Schwarz werden alle Tiere bezeichnet, deren Unterwolle und unbewollte Körperpartien schwarz sind. Die eigentlich schwarze Wolle kann ausbleichen und im Alter ergrauen. Altersgrau vererbt sich dominant, tritt aber zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten in Erscheinung.
Häufig werden schwarze Lämmer mit weissen Flecken, vorallem auf der Stirn geboren. Diese sollten aber mit der Zeit verschwinden.
Grau/Aufgehellt
Grau oder französisch Grau bezeichnet Tiere die ein Aufhellungsgen tragen. Anders als beim Ausbleichen zeigt sich diese Farbaufhellung in der Unterwolle. Diese gleichmässige Aufhellung der Wollfasern ist eine ursprüngliche Farbvariante und kann sowohl bei schwarzen als auch braunen Tieren sichtbar werden.
Grau vererbt sich rezessiv zu allen anderen Farben. Im Gegensatz dazu wird das durch Einkreuzung von Finn und Romanovschafen eingebrachte Schimmelgen dominant vererbt. Da die Unterscheidung von französisch grau und schimmel schwierig ist, werden diese Farbschläge in etlichen Herdbüchern nicht korrekt unterschieden.
Braun
In der Bretagne gibt es keine braunen Tiere, beim Farbschlag ‘Noisette’ handelt es sich vielmehr um Tiere des Farbschlags französisch grau, deren Wolle schon früh ausgeblichen ist. Braune Tiere kamen vermutlich aus Nordfrankreich nach Belgien und von dort in die Niederlande. In den Niederlanden sind auch Skudden eingekreuzt worden, was sich teilweise an der Grösse und an einem sehr kurzen behaarten Schwanz zeigt.
Braune Lämmer werden oft recht dunkel geboren und hellen dann auch in der Unterwolle stark auf, oftmals kommt auch ein heller Nasenrücken vor. Braun vererbt sich rezessiv, mit Ausnahme zu französisch grau.
Weiss
Viele Veröffentlichungen geben die Einkreuzung von Arreéschafe um 1910 als Ursprung der weissen Farbe an. Allerdings werden die Schafe aus den Arreébergen ursprünglich als schwarz beschrieben. Neuere Informationen zeugen davon, dass weisse Schafe schon vor dem 19. Jahrhundert auf Ouessant gehalten wurden. So mag die Farbe auf das weisse bretonische Heideschaf zurück gehen. Weiss vererbt sich dominant, so dass wenige weisse Tiere das äussere Erscheinungsbild der Rasse stark beeinflussen können. Rötliche Beine oder ein rötliche Nackenfleck bei Lämmern wird gemäss Rassestandard toleriert, und auch bei älteren Tieren wird häufig darüber hinweg gesehen. Dieses ‘Schmuddelgen’ wird höchstwahrscheinlich rezessiv vererbt. Einige Züchter haben daher das Kreuzen von weissen mit schwarzen Tieren abgelehnt – da bei den schwarzen Tieren dieses Gen phänotypisch nicht erkennbar ist. Bei den dem Ouessantschaf nahe stehenden Skudden, wird der leichte rötlich braune Anflug in der Wolle als eigene, sehr ursprüngliche Farbe angesehen.
Schimmel
Die Farbe Schimmel entstand in den Niederlanden aus Verdrängungskreuzungen mit Romanov und Finnschafen. Die Farbe ist in Frankreich nicht anerkannt. Es gibt sowohl braun als auch schwarzschimmel. Schimmel ist dominant über braun und schwarz, rezessiv zu weiss.
Die Lämmer kommen schwarz oder braun zur Welt, häufig mit weissen Flecken oder bereits mit Mehlmaul und hellen Augenringen. Nach ein paar Wochen verändert sich die Unterwolle. Im Gegensatz zu französisch grau hellt die Unterwolle jedoch nicht gleichmässig auf. Neben Fasern der Grundfarbe sieht man weisse bis silbrig graue respektive hell-beige Fasern. Die Haare an Beinen und im Gesicht behalten in der Regel ihre ursprüngliche Farbe.